Orange statt braune Hetze
Menschen können in allen Lebensbereichen Diskriminierung erfahren. Das gilt auch für die Ehrenamtlichen der Kolpingjugend sowie für die Kinder und Jugendlichen, für die wir uns engagieren. Diskriminierungen entstehen immer vor dem Hintergrund gesellschaftlich gewachsener (Macht–)Strukturen sowie damit verbundener Werte und Normen, die gemeinhin als Normalität angesehen und nicht hinterfragt werden. Diskriminierungen sollten somit nicht verkürzt als das Verhalten Einzelner, verbunden mit Absicht oder Schuld, dargestellt werden, sondern sind in historisch gewachsene Verhältnisse eingebunden. Für Betroffene führen Diskriminierungen zu individuellen psychischen und physischen Grenz– und Gewalterfahrungen. Als Kolpingjugend wollten wir deshalb aktiv werden, uns fortbilden und engagieren, um die Hintergründe und Entstehungssituationen von Diskriminierung zu verstehen und unsere Strukturen und Aktionen so zu gestalten, dass sich möglichst alle willkommen und wertgeschätzt fühlen. Nachdem wir uns in unserem vorherigen Jahresthema mit Geschlechtervielfalt auseinandergesetzt haben, sollte der Fokus diesmal auf Rassismus und Antisemitismus liegen. Wie auch der Titel zeigt, ging es uns dabei um eine klare Abgrenzung gegen rechtspopulistische und rechtsextreme Positionen. Um uns auf möglichst vielen Ebenen und mit möglichst vielen Leuten mit dem Jahresthema auseinanderzusetzen, haben wir daraufhin unterschiedliche Aktionen geplant und umgesetzt.
Wenn euch also interessiert, wie unser erste Jahr unter dem neuen Motto gelaufen ist, könnt ihr hier unten weiterlesen.
Logo: Frederik Weck

Wer, wie, was? - So ist unser Jahresthema entstanden...
Die Idee für unser Jahresthema 2022 (und 2023) entstand bereits im Sommer 2021 bei unserer DAK-Klausur. Ein halbes Jahr später war es dann so weit: Wir konnten alle unsere Ideen gebündelt in einem Antrag der Diözesankonferenz der KolpigjugendDV Köln vorlegen, die das Jahresprojekt mit großer Zustimmung annahm. Aufgrund der thematischen Vielfalt und der vielen Ideen und Aktionen, die wir im Kopf hatten, haben wir das Projekt direkt auf zwei Jahre angelegt, um alles unterzubringen.
Im Zusammenhang mit unserem Jahresthema fanden zwei inhaltliche Online-Stammtische statt. In Kooperation mit “Aufstehen gegen Rassismus” fand im Mai unser erster Online-Stammtisch statt. Wir haben an diesem Stammtisch Hilfestellung gegen rechte Stammtischparolen erhalten. Uns wurde die Möglichkeit gegeben, uns mit Strategien zu beschäftigen, um diskriminierenden Sprüchen Paroli bieten zu können. In Kooperation mit “Wegweiser Köln” fand im November ein weiterer Online-Stammtisch zum Thema antimuslimischer Rassismus statt. Hier haben wir in Stammtisch Atmosphäre einen Input zu geschichtlichem Hintergrund bekommen und hatten die Gelegenheit direkt Fragen zu diesem Thema zu stellen.
Auch die beiden Studienteile auf den Dikos 2022 waren inhaltlich vom Jahresthema geprägt. im Frühjahr haben wir uns mit Grundbegriffen und Grundlagen von Rassismus beschäftigt. Da die Referentin leider kurzfristig ausgefallen war, haben Caro aus dem AKS und Kathi aus dem DAK den Studienteil übernommen, da beide sich schon mehr mit dem Thema beschäftigt haben. Im Herbst hatten wir einen Referenten von der Kölnischen Gesellschaft für christlich-jüdische Zusammenarbeit zu Gast, der mit uns zu Antisemitismus und den christlich-jüdischen Wurzeln dieser Diskriminierungsform gearbeitet hat. Aus diesem Studienteil ist auch die Idee heraus entstanden, gemeinsam mit der Kölnischen Gesellschaft für christlich-jüdische Zusammenarbeit eine Kooperation zu starten, um noch mehr zu den Zusammenhängen von Christentum und Antijudaismus/Antisemitismus arbeiten zu können. Hier befinden wir uns aktuell in Absprachen, wie eine solche Kooperation aussehen kann.
Gemeinsam mit dem BDKJ, CAJ und KJG haben wir an der Ausstellungs(eröffnung) “Rassismus geht uns alle an” gearbeitet.
Die Ausstellung verdeutlicht, was Rassismus bedeutet, wo dieser herkommt und welche Formen von Rassismus es gibt. Außerdem wird beleuchtet, was dies direkt mit einem selbst, der Gesellschaft, Jugendarbeit und Kirche zu tun hat. Die Ausstellung soll ein erster Schritt sein, um zu zeigen, wie Rassismus “funktioniert”, welche Rolle der europäische Kolonialismus gespielt hat und wie Rassismus im Alltag wirksam ist. Für die Diözesankonferenz 2023-1 hatten wir die Ausstellung ebenfalls ausgeliehen.
Bild: Paul Caruso

Eine weitere Aktion zu unserem Jahresthema, war ein Workshop im Zuge des DAK-Wochenendes im Dezember 2022. Innerhalb dieses Workshops haben wir zusammen mit Elizaveta Khan und Andreas Fischer vom In-Haus e.V. unsere Verbandsstrukturen rassismuskritisch reflektiert. Neben neuem Wissen und Input konnten wir an diesem Tag zusätzlich viele Impulse für das kommende Jahr sammeln. Außerdem haben wir im Dezember einen Adventskalender auf Instagram veröffentlicht. So steckte hinter jedem Türchen ein wertvoller Post zu unserem Jahresthema: Es gab unterschiedliche Impulse, Rezepte aus aller Welt,
Geschenketipps und viele Informationen rund um das Thema. Dem Adventskalender vorausgegangen waren 3 inhaltliche Posts mit Hintergrundinformationen zum Thema Rassismus, damit diese nicht erst im Adventskalender erklärt werden mussten.
Die erste Aktion diesen Jahres war ein Stolpersteinrundgang am 27. Januar, dem Tag des Gedenkens an die Opfer des Nationalsozialismus und internationaler Holocaust-Gedenktag. Wiebke und Feli haben diesen Rundgang vorbereitet und durchgeführt. Alleine in Köln gibt es inzwischen mehr als 2400 Stolpersteine. Bei der eineinhalbstündigen Route durch die Altstadt standen einige Einzelschicksale von Jüd*innen, Rom*nja und Opfer der „Euthanasie“ im Mittelpunkt, die zur damaligen Zeit in Köln gelebt hatten und von den Nationalsozialisten verfolgt wurden. Um den Opfern zu gedenken, wurde über ihre Lebensgeschichten berichtet, sofern diese bekannt sind. Außerdem wurden die Stolpersteine geputzt und Blumen niedergelegt.
Bild: Wiebke Harwardt

Für 2023 haben wir uns im DAK einiges vorgenommen, um das Jahresthema weiterzuführen. Über das Jahr verteilt wollen wir auf Social Media weiter inhaltlich aktiv sein und auch Petitionen zum Thema Rassismus teilen. Außerdem wollen wir unsere eigenen Ressourcen reflektieren und überlegen, wo wir Powersharing betreiben können. Im April findet unsere Gedenkstättenradtour statt und bis zu den Sommerferien wollen wir einen Leitfaden für rassismuskritische Freizeiten fertigstellen. Da uns das Thema wichtig ist, wollen wir stetig dran bleiben, um dazuzulernen und unseren Verband rassismuskritisch aufstellen zu können!